Blutegel

Wissenswertes über den Blutegel:

Im Schnitt nimmt der Blutegel rund das Fünffache seines Eigengewichts auf. Das aufgenommene Blut wird im Zeitraum von 5 bis 18 Monaten verdaut, wobei sich die Saugfähigkeit aber schon nach 2 bis 4 Monaten wieder einstellt. Nach einer Blutmahlzeit kann ein Egel bis zu 2 Jahren hungern.

Bei guter Fütterung tritt die Geschlechtsreife bereits nach einem Jahr ein. Die Lebensdauer eines Blutegels kann bis zu 30 Jahren betragen. 

 

Wir könnten Berge von Gewürmen
vor den erstaunten Leser türmen,
Doch nein! Da viele Würmer hassen
so, dass sie sich verbrennen lassen
Und mit unlauter’m Wettbewerbe
Den Wurm betrügen um sein Erbe.
Den EGEL setzt der wackre Bader
an Zahngeschwulst und goldne Ader.

           - Eugen Roth –

 

Im Speichel der kleinen Sauger befinden sich 15 Wirkstoffe, u. a.:

  • HIRUDIN (der Name ist abgeleitet von Hirudo medicinalis=medizinischer Blutegel): hemmt die Blutgerinnung.
  • CALIN hemmt ebenfalls die Blutgerinnung und bewirkt im Anschluss an das "schnelle" Hirudin die ca. 12 h dauernde Reinigung der Wunde durch Nachbluten. Es kommt zu dem bekannten, sanften Aderlass.
  • HYALURONIDASE verbreitet die wirksamen (und heilsamen) Substanzen. Eine antibiotische Eigenschaft der Hyaluronidase ist umstritten.
  • Histaminähnliche Substanz (vielleicht ist es auch Acetylcholin) wirkt gefäßerweiternd: das Blut strömt zu der "gebissenen" Stelle.
  • EGLINE, BDELLIN, APYRASE, KOLLAGENASE wirken mit unterschiedlichen Mechanismen bei der Gerinnungshemmung mit. Darüber hinaus haben einige dieser Substanzen entzündungshemmende Eigenschaften.
  • DESTABILASE, PIYAVIT und andere Substanzen runden die natürliche Wirkstoffkomposition ab.

 

Vorgang

Die Blutegelanzahl hängt einerseits vom Gewicht und Alter des Patienten ab, anderseits von der Art der Erkrankung.

Bei chronischen Erkrankungen setzt man weniger Tiere an, dafür wird die Therapie aber in kürzeren Zeitabständen wiederholt. Bei akuten Krankheiten verwendet man mehr Blutegel und hat einen längeren Zeitraum bis zur nächsten Behandlung. Prinzipiell können Blutegel am ganzen Körper angesetzt werden.

Der Saugvorgang kann bis zu 2 Stunden dauern, dann fällt er ab. Der Biss ist kaum zu spüren. In den meisten Fällen wird ein Ziehen bemerkt, was jedoch gut auszuhalten ist. Der Blutegel-biss hat die Form eines Mercedes-Sternes.

Ist der Blutegel abgefallen, blutet die Wunde nach (kleiner Aderlass),  was nicht unterbunden werden sollte, denn es erhöht die Entstauung und die Wirksamkeit der Therapie. Des Weiteren wird die Wunde durch das Ausspülen von Keimen gereinigt. Die Natur hat überdies eine Reihe von "Sicherheitsstufen" eingeschaltet, die eine Keimübertragung höchst unwahrscheinlich machen, selbst wenn ein Egel infiziertes Blut in sich tragen würde. Das Nachbluten selbst dauert in der Regel bis zu 12 Stunden (bis zu max. 24 Stunden). Für diesen natürlichen Aderlass richte ich mich möglichst nach dem Mondkalender. Am Tage der Behandlung sollte der Patient ruhen.

Der Blutegel sollte niemals gewaltsam entfernt werden, weil sein Kiefer in der Wunde verbleiben und dort Entzündungen verursachen kann. Ist eine Unterbrechung jedoch wirklich nicht zu vermeiden, kann neben der Stelle, an welcher der Blutegel saugt, Zitrone in die Haut gerieben werden oder der Blutegel wird mit Tabakrauch gereizt. Das liebt er nicht und unterbricht seine Mahlzeit, er fällt ab. Allerdings kann es passieren, dass der Blutegel gar nicht erst „beißt“. Durch seine sehr empfindlichen Sinnesorgane kann er erkennen, ob ihm das Blut schmecken wird oder nicht. So kann er beispielsweise Patienten abweisen, die stark rauchen oder Medikamente einnehmen.

Die allgemeine Wirkung der Blutegel beruht in der Erleichterung und Entlastung der Körpersäfte im Allgemeinen sowie in der  Entgiftung von krankem Gewebe, Blut und Lymphe.

 

Helfen können die Tierchen bei:

  • Entzündungsvorgängen, z. B.: Gallenblase, Brustdrüsen, Nebenhöhlen, Neuralgien
  • Krankheitserscheinungen akuter und rheumatischer Natur, z. B.: Myalgien, Arthritis, Arthrose
  • Periarthralen Schwellungen, z. B.: traumatische Gelenkergüsse, Stauungen infolge traumatischer Einwirkung, operative Eingriffe
  • Alle Krankheitszustände mit spastischen Erscheinungen, z. B.: Migräne, Angina pectoris, Bluthochdruck, Menstruationsbeschwerden
  • Durchblutungsstörungen, z. B.: Thrombose, Arterienverschluss, Arteriosklerose, Hämorrhoiden, Ulkus Cruris, Hämatome
  • Wirbelsäulensyndromen, z. B.: Ischialgien, Bandscheibenprolaps
  • Störungen der Kreislaufregulation, z. B.: Schwindel, Tinnitus
  • Abszessen, z. B.: Mandeln, Karbunkel, Furunkel
  • Depressionen, Schilddrüsenüberfunktion, erhöhter Triglycerinspiegel,

 

Die Behandlung mit Blutegeln kann wirken:

  • antithrombotisch
  • aufsaugend
  • beruhigend
  • blutreinigend
  • entgiftend
  • entzündungshemmend
  • gefäßkrampflösend
  • gerinnungshemmend
  • immunisierend
  • krampflösend
  • lymphstrombeschleunigend
  • schmerzstillend

 

Nicht anzuwenden sind die Blutegel bei:

  • Hämophilie (Bluterkrankheit)
  • mit Quecksilber-Präparaten vorbehandelte Patienten (Hirudin verstärkt dabei die toxische Wirkung des Quecksilbers)
  • Patienten, die Blut verdünnende Medikamente einnehmen
  • Kachexie
  • Anämie
  • Leukämie
  • Magengeschwüre